Die Braut des Satyrs by Amber Elizabeth

Die Braut des Satyrs by Amber Elizabeth

Autor:Amber, Elizabeth [Amber, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426418888
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2012-09-19T22:00:00+00:00


Lyon öffnete die Augen und blinzelte in dem hellen Licht, das durch das Fenster hereinfiel. Es war schon mitten am Vormittag, weit später, als er gewöhnlich aufstand.

An der Tür klopfte es. Das also hatte ihn geweckt. Jemand war in seine Suite gekommen und stand nun vor seiner Schlafzimmertür. Der Knauf, den er vom Bett aus sehen konnte, wurde gedreht, aber er musste verriegelt haben, denn die Tür öffnete sich nicht.

»Monsieur Satyr? Monsieur Satyr?« Noch mehr Klopfen. »Sind Sie da?« Es war der Hotelportier, der sich gleichermaßen besorgt wie neugierig anhörte.

»Si«, brachte Lyon heraus. Bacchus! Seine Stimme krächzte wie ein rostiger Schlüssel in einem tausendjährigen Schloss. Und er hatte grässliche, schädelberstende Kopfschmerzen, schlimmer als der übelste Kater, an den er sich erinnerte.

»Es kam eine Nachricht für Sie.«

»Schieben Sie sie un…« Er brach ab, weil ihn ein furchtbarer Würgereiz überkam. »Unter der Tür durch«, keuchte er und krümmte sich auf dem Bett.

Kurz darauf erschien ein weißes Viereck auf seiner Seite der Tür, von unsichtbarer Hand geschoben.

»Warten Sie! Welcher Tag ist heute?«, krächzte er.

»Lundi – Montag, Monsieur«, antwortete die gestaltlose Stimme.

Er hatte vier Nächte durchgeschlafen?!

Die letzte klare Erinnerung war die an seine Ankunft in Paris am Donnerstag. Er entsann sich, auf den Pont Neuf gegangen zu sein. Danach war alles, als wäre er in eine dichte Nebelbank getaucht.

»Wünschen Sie sonst noch etwas?«, rief der Hotelportier.

»Oui. Ein Bad. Merci.«

»Certainement, gewiss doch, Monsieur.« Schritte entfernten sich rasch die Treppe hinunter und aus der Suite.

Lyon quälte sich zum Sitzen hoch. Seine großen Füße schlugen donnernd auf den Boden, wo sie gegen ein Kristallweinglas stießen, das über den Teppich kullerte.

Was er noch von den letzten drei Tagen und vier Nächten wusste, war ein Durcheinander von namenlosen Gesichtern, obskuren Gesprächen und vagen Schauplätzen. Ein Bild von den Pompeji-Ruinen blitzte in seinen Gedanken auf, und er schüttelte den Kopf, weil er beim besten Willen nicht sagen konnte, woher das kam. Die Bewegung jagte ihm einen unerträglichen Schmerz durch den Schädel.

Vornübergebeugt, vergrub er sein Gesicht in den Händen. »Zweitausend Höllen!«, stöhnte er.

Er erinnerte sich, an dem Abend seiner Ankunft eine Frau auf der Brücke getroffen zu haben. Eine menschliche Frau mit braunen Augen und einem rosa Kleid. Das war am Donnerstag gewesen. Hatte er mit ihr das Bett geteilt?

Am Freitag war Vollmond gewesen.

Ängstlich griff er sich an den krampfenden Bauch, stellte aber fest, dass er weich war – kein Knoten unter der Bauchdecke, der sie sprengen wollte. Sein zweites Glied musste hervorgetreten sein und sich wieder zurückgezogen haben. Was wiederum hieß, er hatte ejakuliert. Also hatte er in der Vollmondnacht mindestens einmal kopuliert. Nur mit wem?

Er hob den Kopf, als ihm meergrüne Augen einfielen. Es hatte also neben der Braunäugigen noch mindestens eine andere Frau gegeben, seit er in Paris war. Er versuchte, sich an ihren Duft oder ihr Gesicht, an irgendetwas von ihr zu erinnern. Nichts. War sie ebenfalls menschlich gewesen?

Unwahrscheinlich. Die Körper der meisten menschlichen Frauen waren gar nicht in der Lage, sich bei Vollmond mit seinem zu paaren. In solchen Nächten wählte er sich gewöhnlich Nebelnymphen als Partnerinnen.



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